Frankfurt am Main/MVPO Sehr geehrte Ministerpräsidenten und Finanzminister Europas,
Sie gestatten, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Bond. Euro Bond. Und ich bewerbe mich als Retter der Währungsunion. Anders als mein berühmter Namensvetter James Bond, der schon öfter die Welt vor dem Untergang bewahrt hat, verfüge ich zwar noch nicht über entsprechende Berufserfahrung. Aber einiges habe ich mir von meinem Vater Brady Bond abgeschaut, der in den späten 80er Jahren lateinamerikanische Staaten vor dem finanziellen Ruin bewahrt hat.
Nun werden Sie sicherlich fragen, warum Sie bei ihren Bemühungen, die Euroschulden-Krise einzudämmen, auf mich zurückgreifen sollten. Schließlich haben Sie für Griechenland, Irland und Portugal insgesamt schon hunderte Milliarden Euro an Rettungsgeldern eingeplant. Und gerade sind Sie dabei, ein weiteres Rettungspaket für die Griechen zu schnüren, bei dem nun sogar die Banken in die Pflicht genommen werden sollen – ganz so, wie es Frau Merkel verlangt hat, damit sie die Hilfen durch den Bundestag bekommt.
Die Antwort: Sie alle wissen, dass diese Rettungspakete im Tausch gegen immer härtere Sparmaßnahmen in den jeweiligen Schuldner-Ländern kaum Aussicht auf Erfolg haben. Zumindest denken das die Finanzmärkte. Und auf die kommt es ja an. Schließlich geht es ja erst mal darum, diese Länder möglichst schnell in die Lage zu versetzen, sich selbst an den Märkten wieder Geld leihen zu können. Aber dieser Zeitpunkt rückt in immer weitere Ferne. Damit nicht genug, steigt auch noch stetig die Gefahr, dass sich die anderen hochverschuldeten Staaten des europäischen Oliven-Gürtels anstecken. Und das verwundert nicht, angesichts der Uneinigkeit unter Ihnen und Ihrer verzweifelten Versuche, sich mit Last-Minute-Reparaturen neue Zeit und Zustimmung zu erkaufen.
Besonders die derzeitigen Diskussionen um eine Beteiligung der privaten Gläubiger erweist sich dabei als verheerend. Sie ist der Grund dafür, dass nun auch Italien unter Druck steht und Portugals Kreditwürdigkeit vergangene Woche erneut abgestuft wurde. Schließlich denken sich die Agenturen: Wenn die Banken bei Griechenland zunächst auf Geld verzichten sollen, werden sie das auch bei weiteren Rettungsgeldern für Portugal und Irland tun müssen. Und wenn dem ebenfalls hochverschuldeten Italien auch geholfen werden muss, werden die Privaten erneut Zugeständnisse machen müssen. Welche katastrophalen Folgen gar die Wertung einer Banken-Beteiligung als "Kredit-Ereignis" hätte, brauche ich Ihnen sicherlich nicht zu erklären, werte Minister. Und all diese Risiken nehmen Sie in Kauf, obwohl der Beitrag der Banken minimal ausfallen und Griechenland kurzfristig kaum entlasten, langfristig durch horrende Zinsen aber sehr wohl belasten würde. Sie sehen: So können sie den Kampf gegen die Ratingagenturen nicht gewinnen. Die herrschen weiter, während Sie versuchen, zu regieren.
Und da komme ich nun ins Spiel, der Euro Bond – das Produkt aus dem Umtausch nationaler Anleihen (Bonds) in EU-Anleihen. Da ich nicht gehandelt werden würde, wäre ich vor den Rating-Agenturen geschützt. Und meine Zinsen könnten von Ihnen, den Damen und Herren Finanzministern, nachhaltig bestimmt werden. So wäre ich immun gegen Spekulationen. Herausgeben müsste mich nicht einmal die EU selbst. Das könnte die Europäische Investitionsbank (EIB) übernehmen. Die begibt schon seit 50 Jahren Bonds – ohne nationale Garantien oder Steuer-Transfers. Gehalten werden würde ich vom Rettungsschirm EFSF. Bezahlen könnten Sie mich unter anderem aus Einkünften, die die EIB-Projekte abwerfen. Und ihre Schulden könnten Schuldner-Ländern zu niedrigeren Zinsen aus ihren nationalen Steuer-Einnahmen bedienen, ebenfalls ohne Steuer-Transfers von anderen Staaten.
Ich bin davon überzeugt, dass ich Ihnen auf diese Weise sehr nützlich wäre und würde mich sehr über eine Einladung zu Ihrem nächsten Gipfel-Treffen freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Euro Bond
MVPO News red/mvpa
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