Greifswld/MVPO Justizministerin Uta-Maria Kuder (Foto/CDU) hält Grußwort aus Anlass des Jahresempfanges der Evangelischen Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern Greifswald am Reformationstag 2011
Justizministerin Uta-Maria Kuder: "Der Jahresempfang der evangelischen Kirchen zum heutigen Reformationstag steht unter der Überschrift "Von freien Christen und mündigen Bürgern" – ein Thema, das politische und theologische Dimension gleichermaßen innehat. Die "Handlungsanweisung" von Martin Luther für ein Leben im Sinne der christlichen Botschaft ist geprägt von der damaligen feudalistischen Gesellschaft und ihrer Zerrissenheit in Glaubensfragen, die damals immer auch Machtfragen waren. Trotzdem war sie mutig und sorgte in der Gesellschaft des 16. Jahrhunderts für gehörigen Aufruhr."
"Auch in unseren Tagen wird zunehmend ein Werteverfall beklagt und die Sorge, dass in einer Gesellschaft, die auf Wachstum und Wohlstand orientiert ist, bestimmte tradierte Werte immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden," so Ministerin Kuder weiter. "Und das, obwohl im Gegensatz zur Zeit Martin Luthers unsere heutige, demokratische Gesellschaft unvergleichlich mehr Möglichkeiten für jeden Einzelnen bietet, für sich diese Werte zu entdecken, zu leben und weiterzugeben."
Justizministerin Kuder appelliert: "Wir müssen uns immer wieder bewusst machen: Die Freiheit, die uns die demokratische Gesellschaft bietet, ist nur dann dauerhaft gesichert, wenn sie von jedem Einzelnen als ein hohes Gut erkannt und durch eigenverantwortliches Handeln gestärkt wird. Es erschreckt mich zutiefst, wenn bei den letzten Landtagswahlen eine Wahlbeteiligung von 51% das Ergebnis bestimmt. Zudem vermelden die Medien, dass der Anteil der unzufriedenen Bürger, trotz eines wachsenden Wohlstandes, der nach wie vor der höchste in Europa ist, ständig ansteigt. Liegt es daran, dass das Vertrauen in die Politik weiter sinkt? Oder das der Bürger kein Interesse daran hat, die demokratischen Spielregeln unseres Gemeinwesens zu erkennen und bewusst mit zu gestalten? Wo bleibt der mündige Bürger, der "freie Christenmensch", der durch sei aktives Handeln diesen Tendenzen entgegen wirkt?"
Justizministerin Uta-Maria Kuder. "Nicht nur der Wiedereinzug der NPD in unseren Landtag ist für viele Bürgerinnen und Bürger unseres Landes unverständlich, sondern dass bei den zeitgleich stattfindenden Kreistagswahlen diese Partei mit ihrer, teilweisen menschenverachtenden, Propaganda noch einen Zuwachs von 2,6% auf insgesamt 8,9% einfahren konnte. Dies ist ein wirklich nicht zu verharmlosendes Alarmsignal!"
"Die neue Landesregierung muss und will hierauf reagieren"", so Ministerin Kuder weiter. "Ein Blick in den Koalitionsvertrag zeigt, dass diese Problematik an verschiedenen Stellen aufgegriffen wird. Beginnend in der Präambel – dort heißt es: "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit werden aktiv verteidigt." Im Bildungsbereich wird das "Landesprogramm für Demokratie und Toleranz" fortgeführt und die fünf Regionalzentren für demokratische Kultur sowie die Beratungsstellen für die Opfer rechter Gewalt werden als Daueraufgabe angesehen. Darüber hinaus wird sich die neue Koalition bei der Bundesregierung stärker für eine länderübergreifende Kooperation bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus einsetzen."
"Das Problem des Extremismus ist, egal aus welcher Richtung, nicht allein ein Problem der Politik sondern der gesamten Gesellschaft" mahnt Ministerin Kuder. "Nur wenn es als solches von der Gesellschaft erkannt und als Bedrohung des freiheitlichen Lebensraumes von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen wird, kann ihm auch wirkungsvoll begegnet werden. Der mündige Bürger als Partner des demokratisch verfassten Staates, der seine Interessen vertritt und für den jeder einzelne Bürger demokratischer Gesinnung auch einstehen muss, wenn Gefahr droht. Dies ist ein Anliegen, bei dem wir als Christen uns auch in ökumenischer Gemeinsamkeit stark machen können für die Freiheit, die nicht nur die Freiheit der anderen, sondern auch unsere eigene ist. Nehmen wir aktiv teil an der gesellschaftlichen Arbeit, unterstützen wir das Ehrenamt und schauen wir nicht weg, wenn Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und nationalsozialistisches Gedankengut ihre menschenverachtenden, vergiftenden Fühler ausstrecken."
MVPO Greifswald red/nmp/hgw
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