Schwerin/MVPO Landeselternrat ruft zur Unterstützung der Petition „M-V Lehrer her!“ auf. Immer mehr Elternvertreter aus Mecklenburg-Vorpommern klagen über eine abnehmende Schulqualität durch häufige Unterrichtsausfälle.
Leidtragende sind insbesondere unsere jüngsten Schüler an den öffentlichen Grundschulen. Betroffene Eltern haben das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mit persönlichen Briefen mehrfach auf die Missstände aufmerksam gemacht. Die Medien berichteten ebenfalls darüber.
Der Elternratsvorsitzende der Rostocker Werner-Lindemann-Grundschule Stephan Michalek fordert in seiner Sammelpetition „M-V Lehrer her!“ die sofortige Sicherstellung des lehrplanmäßigen Unterrichts. Der Landeselternrat schließt sich dieser Forderung an und ruft alle Eltern dazu auf, diese Initiative mit Ihrem Engagement und mit ihrer Unterschrift zu stärken.
Dazu erklärt die Vorsitzende des Landeselternrats Yvonne Tabel-Blaumann „Mittlerweile wissen wir, dass es sich bei diesen Unterrichtsausfällen nicht mehr um Einzelfälle handelt. Unsere Grundschulen sind -politisch gewollt- äußerst knapp und haarscharf kalkuliert mit Lehrkräften ausgestattet. Im Krankheitsfall von nur einer Lehrerin kann das schnell bedeuten, dass keine Ersatzlehrkräfte zur Verfügung stehen. Dann werden über Wochen hinweg die betroffenen Grundschüler auf die verbleibenden Klassen aufgeteilt. Damit sind alle Grundschüler dieses Jahrgangs betroffen und wenigstens zwei weitere Lehrer haben eine große Mehrbelastung zu tragen. Eine ebenfalls praktizierte Alternative besteht darin, dass diese Grundschüler dann von Bundesfreiwilligendienstlern betreut werden. Diese jungen engagierten Menschen sind oft keine 20 Jahre alt und haben selber vor kurzem noch die Schulbank gedrückt. Wer will von ihnen qualifizierten Unterricht entsprechend Lehrplan erwarten? Während im Ministerium eine Arbeitsgruppe nach der anderen gegründet wird, fühlen die betroffenen Eltern sich vertröstet und hingehalten.“
Entsprechend der eigenen Berechnungen des Bildungsministeriums sind schon in den nächsten vier Jahren über 1.000 Neueinstellungen nötig, davon fast 400 Grundschullehrer. In der Elternfibel des Landeselternrates M-V, 5., neubearbeitete Auflage 2011, Seite 22 steht unter der Rubrik „Beschwerderecht“: „… Ist die Beschwerde berechtigt, muss Abhilfe geschaffen werden.“ Der Ministerpräsident von M-V äußerte in seinem Interview mit der NNN vom 1. Februar, dass er von einer Lösungserarbeitung bis zum Sommer 2012 ausgehe, stellte jedoch auch klar, dass es zum kommenden Schuljahr keine Umsetzung geben wird, was im Übrigen auch kein Umsetzung für das übernächste Schuljahr verspricht.
„Dass Eltern, deren Kinder jetzt in die Schule gehen auch jetzt eine sofortige Lösung verlangen, halte ich selbstverständlich für berechtigt und nachvollziehbar.“, sagt Frau Tabel-Blaumann und fährt fort: „Bislang gehen jedoch alle Äußerungen aus dem politischen Schwerin in Richtung einer eher schleppenden Veränderung. Dass diese Vorgehensweise nicht akzeptabel ist, dürfte zumindest jedem Vater und jeder Mutter einleuchten.
Grundsätzlich ist die eher ruhige und gewissenhafte Vorgehensweise des Bildungsministers bei der Weiterentwicklung unseres Schulsystems begrüßenswert. Aber wenn die Schule brennt, braucht die Feuerwehr keine Arbeitsgruppe, sondern Feuerwehrleute, also Lehrerinnen und Lehrer. Eine Ausfallkatastrophe kann nur mit einer sofortigen Reaktion abgewendet werden. Auch den politisch Verantwortlichen ist der Umstand des Lehrermangels in M-V bewusst.
Unser Bildungsminister beschrieb die Abwanderung von Lehrkräften in besser zahlende Bundesländer als „geistiges Ausbluten“ unseres Landes. Die konkreten Taten des Ministeriums lassen eher Gleichgültigkeit vermuten. Wie soll man es sonst verstehen, dass Bewerber mit Topabschlüssen nicht sofort Verträge erhalten? Andere Bundesländer reagieren auf solche Bewerbungen ehrgeiziger und schneller. Wir als Landeselternrat wünschen uns, dass endlich konkrete Verbesserungen eintreten, wie zum Beispiel die Einkommensgleichstellung von Grundschul-und Gymnasial- Lehrern und Lehrerinnen wie in Hamburg, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch kleinere Klassen oder die deutliche Verbesserung der Bedingungen für Referendare.“, meint Frau Tabel-Blaumann.
„Ich hoffe, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die Petition unterzeichnen und so auch dem Bildungsminister den Rücken stärken, um Mehrausgaben für sein Ressort durchzusetzen. Kinder haben keine Schulden und Haushaltssanierung sollte nicht auf Kosten unserer Kinder betrieben werden. Sonst entstehen Defizite, deren Behebung in der Zukunft noch viel teurer ist. Es ist doch offenkundig, wir brauchen sofort mehr Mittel für Bildung und ein glaubwürdiges und engagiertes Zugehen der politisch Verantwortlichen auf die jetzige und zukünftige Lehrer- und Elternschaft. Anpacken und Schulbrand schnell löschen ist gefragt.“ Formulare für die Petition können unter www.ler-mv.de heruntergeladen werden.
Der Landeselternrat M-V wird sich auf seiner Delegiertenversammlung vom 23.-25.03.2012 in Linstow dem Tagungsthema „Alltag Schule- Lehrermangel und Unterrichtsausfall widmen. Als Gäste haben Bildungsminister Mathias Brodkorb, sowie der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz Udo Michallik ihre Teilnahme bereits zugesagt.
MVPO Schwerin red/nmp
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