Schwerin/MVPO Der gestern von Kommissionspräsident Barroso vorgelegte Entwurf der Haushaltes für die "EU 2020" und die darin enthaltenen Ansätze für den künftigen Agrarhaushalt sind aus Sicht des Landwirtschafts- und Umweltministers Dr. Till Backhaus "sehr realistisch".
"Es ist dem Agrarkommissar Dacian Cioloş zwar nicht gelungen, das Budget der aktuellen Haushaltsperiode von 418,1 Milliarden Euro in Gänze zu verteidigen, aber die Kürzungen zugunsten anderer Politikbereiche fallen mit einem Gesamtagrarbudget von 386,9 Milliarden Euro bis 2020 doch moderater aus, als zunächst zu befürchten war", so Backhaus (Foto).
Besonders wichtig ist es aus Sicht der Entwicklung der ländlichen Räume gerade im Lichte des demografischen Wandels und der Herausforderungen im Natur-, Klima- und Artenschutz, dass die sogenannte zweite Säule mit 89,9 Milliarden Euro nur um etwa zwei Milliarden Euro gemessen an der bisherigen Finanzierung gekürzt werden soll.
"Es ist dem Agrarkommissar und dem Europäischen Parlament offensichtlich gelungen, den unbedingten Willen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2013 glaubhaft zu machen. Ein "weiter so" hätte unweigerlich zu einer viel drastischer Kürzung der Agrarausgaben geführt, da bin ich sicher", unterstreicht der Minister.
Nur wenn die GAP dem Prinzip öffentliches Geld für öffentliche Leistungen entspricht, kann sie zukunftsfähig gestaltet und im Kontext des Gesamthaushaltes angemessen finanziert werden. Ich habe das in den Agrarministerkonferenzen und in zahlreichen Bauernversammlungen immer wieder betont und die Vorlage des EU-Haushaltsentwurfes bestärkt mich in meiner Haltung.
Die Finanzvorschau orientiert sich fast wortgleich an dem Bericht der Kommission zur künftigen Ausrichtung der GAP. Dabei werden die Direktzahlungen an die Landwirte neu gestaltet und 30 Prozent des Geldes, das die Landwirte aus Brüssel erhalten, an konkrete Umweltleistungen (greening) gebunden. Dieses Geld wird nicht gekappt.
Klar ist allerdings auch, dass sich große Landwirtschaftsbetriebe auf eine Kappung der verbleibenden 70 Prozent einstellen müssen. Einer Kürzung werden jedoch die geschaffenen Arbeitsplätze in diesen Betrieben gegengerechnet. Auch das steht bereits im EU-Haushaltsentwurf.
"Diese Kappung lehne ich natürlich weiter entschieden ab, weil sie dem Gleichbehandlungsgrundsatz eindeutig zuwider läuft. Ich kann allerdings auch das Argument des Agrarkommissars nachvollziehen, dass nur unter der politischen Prämisse einer augenscheinlich gerechteren Verteilung der Zahlungen an große und kleine Betriebe in Europa, der EU-Agraretat in dieser Höhe gegen viele Begehrlichkeiten anderer Politikbereiche zu verteidigen war", so Backhaus.
Die Details zur Ausgestaltung der künftigen gemeinsamen europäischen Agrarpolitik werden erst mit Vorlage der Legislativvorschläge der Kommission Anfang Oktober bekannt. "Wenn ich allerdings die Struktur der Beschäftigten und die bisher schon erbrachten Umweltleistungen der überwiegenden Zahl der großen Landwirtschaftsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern in Rechnung stelle, dann werden sich mögliche negative finanzielle Auswirkungen in überschaubaren Grenzen halten", schätzt der Minister ein.
MVPO Schwerin red/mvpa
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