München/MVPO FOCUS – Die Ehec-verseuchten Bockshornkleesamen sind nach Erkenntnissen von EU-Behörden von einer ägyptischen Exportfirma mit Sitz in der Oase El Fayoum nach Europa geschickt worden.
Das meldet das Nachrichtenmagazin FOCUS unter Berufung auf ein Fax des Rapid Alert Systems for Food and Feed (RASFF) der Europäischen Kommission und einem Report der European Food Safety Authority (EFSA). Als Importeur benennt das RASFF FOCUS zufolge ein Unternehmen im niederrheinischen Neunkirchen-Vluyn. Laut EFSA-Report erhielt die Importfirma im Dezember 2009 15.000 Kilogramm Bockshornkleesamen. 10.500 Kilo davon gingen an einen deutschen Zwischenhändler, der wiederum 75 Kilo an einen Bio-Hof in Bienenbüttel lieferte. 3550 Kilo gingen an weitere Händler in Deutschland. Der Rest nach Österreich, England und Spanien. Auch die Samen, mit denen sich die französischen Ehec-Opfer in der Gegend von Bordeaux infizierten, stammten von dem deutschen Importeur.
Eine FOCUS-Reporterin fand am Firmensitz des Exporteurs in der Oase El Fayoum zwar die Büros mehrerer Samenexportfirmen. Die Anwohner behaupteten jedoch, das von der RASFF identifizierte Unternehmen gebe es nicht. Auch der Geschäftsführer des örtlichen Bio-Anbau-Verbandes „Fayoum Agro Organic Development Association“ sagte, er habe von der Firma noch nie gehört.
Die Geschäftsführung der deutschen Importfirma erklärte FOCUS, es gebe „keinen einzigen eindeutigen Beweis, dass der von uns in Verkehr gebrachte Bockshornkleesamen tatsächlich Ursache für die Ehec-Erkrankung“ sei. „Das Problem entsteht mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Sprossung oder danach.“ Dies würde den Hof in Bienenbüttel betreffen. Doch dort wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Oldenburg die vorgeschriebenen Hygieneregeln eingehalten. Die Erklärung des Importeurs bringt FOCUS zufolge noch weitere mögliche Infektionsquellen ins Spiel, zum Beispiel mangelnde Hygiene beim Zwischenhändler oder im Haushalt der Endkunden.
Dass der Hof in Bienenbüttel das Epizentrum der Epidemie in Deutschland war, gilt inzwischen als gesichert. Dem Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, zufolge hatten alle 41 deutschen Haushalte, Kantinen und Restaurants, in denen sich Menschen infizierten, Bockshornkleesprossen aus Bienenbüttel gekauft.
An dem Erreger erkrankten inzwischen allein in Deutschland mehr als 4000 Menschen. 851 davon bekamen das lebensgefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) und 49 starben.
FOCUS
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