Hinter jedem Studium steckt auch ein Beruf – Junge Sternberger plädieren für mehr berufliche Orientierung

Parchim/MVPO  Jobmessen, Praktika, Informationen aus dem Internet – das sind die wesentlichen Quellen, die, zumindest an der Verbundenen Regionalschule und am Gymnasium Sternberg (KGS), Jugendliche für die berufliche Orientierung nutzen. In dieser Einschätzung stimmen Realschüler und Gymnasiasten weitgehend überein. Das ergab eine Umfrage bei Neunt- und Elftklässlern der KGS, deren Ergebnisse auf der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft vorgestellt wurden.

Aussagen, inwieweit orientierende Angebote als nützlich eingestuft werden, differieren hingegen. Während die angehenden Abiturienten die Jobofferten auf Messen überwiegend als unpassend werten, sehen sich etliche Schüler der neunten Klassen dadurch gut informiert und auch in ihrer Berufswahl gestärkt. Als hilfreich und interessant bewerteten die Schüler Sarah Ohm und Inis Rautenberg (beide 11.2) sowie Peter Albrecht, Tim Rauchfuß und Lisa Pluschkat (alle 9a) ihre jüngsten Praktikumserfahrungen. Allerdings sollten bereits in der siebten bzw. achten Klasse Praktika absolviert werden. „Schülern muss sehr früh vermittelt werden, dass sie sich um praktische Erfahrungen bemühen müssen“, sagte Peter Albrecht. Im Zweifelsfall helfe nur ein gewisser Druck von vielen Seiten, um die Jugendlichen dazu zu bewegen, selbst aktiv zu werden und die durchaus vorhandenen Angebote zur Stärkung der eigenen Berufswahlkompetenz zu nutzen, schätzte Peter überraschend ehrlich und erfrischend offen ein. Er habe bereits klare Vorstellungen von seiner beruflichen Entwicklung. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse möchte er das Fachgymnasium besuchen und dann Pädagogik studieren, um als Lehrer in einer Grundschule zu arbeiten.

Derart zielführend, so zeigte die ausgesprochen interessante Präsentation der Umfrageergebnisse, sei die Zukunftsplanung bei den Gymnasiasten nicht. Viele wollten schon studieren, hätten jedoch keine konkreten Vorstellungen, welche Tätigkeit in welchem Unternehmen oder welcher Branche dann folgen könnte. Für Schulleiterin Petra Langpap ist das ein Ansatz, berufliche Orientierung auch in der Gymnasialstufe noch intensiver zu betreiben. „Hinter jedem Studium steckt auch ein Beruf“, sagte sie und erhielt Zustimmung auch von den Unternehmern, die zu Sitzung des Arbeitskreises gekommen waren. Carsten Kremke, Geschäftsführer von kremkemediaworks in Garwitz, verwies in diesem Zusammenhang auf eine Reihe qualifizierter Tätigkeiten, die Unternehmen der Region gerade auch für Abiturienten und künftige Hochschulabsolventen anbieten würden. Wichtig sei es, frühzeitig Kontakt aufzunehmen, durch Praktika Erfahrungen zu sammeln und sich bestenfalls an ein Unternehmen zu binden. Dabei, so Kremke, könne ein Stipendienmodell helfen, das gerade entwickelt werde.

Auf dem Weg zu einem intensiveren Miteinander von Schule und Wirtschaft sind jedoch noch ein paar Hürden zu nehmen. Freiwillige und damit zusätzliche Betriebspraktika beispielsweise scheitern aus Sicht der Schüler oft an Fragen der Versicherung. Das, so Thomas Bohn, Leiter der Koordinierungsstelle Parchimer Übergangsmanagement Schule-Beruf (ParMa) müsse umgehend geklärt werden. Dr. Margit Quilitz, Leiterin der Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft, bot Unterstützung an, dieses Problem schnellstmöglich zu lösen. Neue Tipps gab es mit Blick auf das Kennenlernen: Auch für ein Praktikum sollte stets eine Bewerbung geschrieben werden, um dann einen Vorstellungstermin zu vereinbaren, wünschten sich mehrere Firmenvertreter. Mit einer Wunschliste wartete auch Lisa Pluschkat abschließend auf: „Berufsorientierung muss früher beginnen. Wichtig sind dann intensiveres Bewerbungstraining und praktische Übungen, zum Beispiel des Vorstellungsgespräches. Zudem muss das Interesse der Eltern an der Berufswahl gestärkt werden“, fasste sie ihre Umfrageergebnisse zusammen.

Unternehmensbesichtigungen und mehr Praktikumsmöglichkeiten würden die Schüler ebenfalls in der beruflichen Orientierung stärken. Es gibt also eine Menge Gesprächs- und Handlungsbedarf im Sternberger Arbeitskreis, der im Oktober erneut zusammenkommen wird. Praktische Umsetzung könnten einige Punkte bereits nach den Sommerferien finden: An der KGS werden dann erstmals Methodentage durchgeführt, die ab Klassenstufe 7 auch Aspekte der beruflichen Orientierung aufgreifen. Unternehmen, die sich dabei einbringen möchten, sind an der Schule herzlich willkommen.

BU: Toller Auftritt: Sarah Ohm und Inis Rautenberg sowie Peter Albrecht, Tim Rauchfuß und Lisa Pluschkat präsentierten interessante Aussagen von Schülern zur Berufsorientierung im  Arbeitskreis Schule-Wirtschaft in Sternberg. 

MVPO  Parchim  red/mvpa

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