Schwaan/MVPO Forstarbeiten im Lindenbruch in Schwaan hinterlassen Mondlandschaft – BUND erstattet Anzeige wegen Waldverwüstung
Im Zusammenhang mit derzeitigen Forstarbeiten im Lindenbruch in Schwaan (Landkreis Rostock) hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, Anzeige beim zuständigen Forstamt Bad Doberan gestellt. Nach Auffassung des BUND kommen die waldbaulichen Arbeiten im beliebten Naherholungswald der Gemeinde Schwaan einer Waldverwüstung gleich. Peter Faix, Bürgermeister der Gemeinde Schwaan, äußerte sich gegenüber der Presse (SVZ vom 27.01.2012), dass die Bewirtschaftung des kommunalen Waldes dem Forstamt Bad Doberan übertragen wurde. Demnach ist, so der BUND, das Forstamt Bad Doberan selbst für die jetzige Situation verantwortlich. Die von dort vorgebrachte Erklärung, es handle sich bei den Forstarbeiten zu einem großen Teil um die Einhaltung der so genannten Verkehrssicherungspflicht, sei unglaubwürdig und keine nachvollziehbare Begründung für das gewählte Vorgehen. Schließlich entferne man morsche Äste nicht durch Fällen des ganzen Baumes, so der BUND.
Arndt Müller, Naturschutzreferent des BUND: "Das Waldstück sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Das ist keine ordnungsgemäße Forstwirtschaft! Der Waldboden ist zerwühlt, die Wege sind zerfahren, fast alle Altbäume – meist starke Buchen – sind entnommen. Die Szenerie gleicht einem Kahlschlag. Die Relativierungen von Forstamtsleiter Felix Weisbrich in der Presse sind völlig fehl am Platz. Das Forstamt selbst ist offenbar für die Eingriffe verantwortlich und hat nach unserer Auffassung gegen das Landeswaldgesetz und Bewirtschaftungsrichtlinien für heimische Buchenwälder verstoßen. Dies muss Konsequenzen haben. So geht man – und das weiß auch Forstamtsleiter Weisbrich – nicht mit unseren Wäldern um."
Der Umweltverband kritisiert, dass mit schwerer Technik bei feuchter Witterung gearbeitet wurde und damit die Schäden vorhersehbar waren. Hier zeige sich, dass es falsch sei, in Mecklenburg-Vorpommern weitgehend auf das bodenschonende Holzrücken mit Hilfe von Pferden zu verzichten. Auch spielte bei den Arbeiten die Funktion des Waldes als Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten und seine Bedeutung als Naherholungsgebiet offenbar keine Rolle. Durch die katastrophale Waldbehandlung seien, so der BUND, auch die Wurzeln der noch stehenden Bäume schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit waldbaulicher Maßnahmen – eine Waldbewirtschaftung in dieser Form schädige den Wald auf lange Zeit.
Arndt Müller: "Eingriffe, wie im Lindenbruch in Schwaan, stehen für ein falsches Verständnis vom Wald als reinem Rohstofflieferanten. Es ist in einem solchen – auch vom Land kultivierten Forstsystem – offenbar vorrangig, auf Holzauktionen große Gewinne zu erzielen. Dass es sich mit dem Wald um ein lebendes Ökosystem handelt, das gesund erhalten werden muss und das Tieren und Pflanzen als Lebensraum dient, spielt unter dem Primat der Ökonomie in Mecklenburg-Vorpommern kaum noch eine Rolle. Offenbar kann nur ein Zertifizierungssystem sicherstellen, dass die Grundsätze ordnungsgemäßer Waldwirtschaft eingehalten werden. Die Landesforstanstalt ist dazu – trotz ihres vergleichsweise großen Beamtenapparates – nicht mehr in der Lage. Wir empfehlen deshalb den Kommunen, die in ihrem Besitz befindlichen Wälder nach den anerkannten Kriterien des FSC-Standards zertifizieren zu lassen. Nur so wird gesichert, dass auch kommende Generationen von gesunden Wäldern mit großer biologischer Vielfalt profitieren."
MVPO Schwerin red/nmp
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