blablameter.de von einer unbekannten privaten Person als Wahlbarometer

Rostock/MVPO  Gastbeitrag – Der Rostocker Wahlkampf wird von der Ostsee-Zeitung (OZ) offenbar zu einer Nummer à la «Was sagt die Glaskugel» dazu.

«Blablameter testet Kandidaten – Die Internetseite Blablameter analysiert Texte nach ihrer Verständlichkeit», so der Aufmacher und dann heißt es:

«Doch wie verständlich sind die einzelnen Programme für den Durchschnittswähler? Verfallen die Politiker in Geschwafel oder formulieren sie ihre Vorhaben so, dass sie jeder versteht? Mit Hilfe des Blablameters prüfte die OSTSEE-ZEITUNG, wie die online abrufbaren Wahlprogramme einiger Rostocker Bürgermeisterkandidanten einzuschätzen sind. Das Blablameter soll angeblich analysieren, wieviel heiße Luft Texte beinhalten, unter Prüfung sprachlicher Merkmale. Beispielsweise, ob ein Autor zuwenig Verben oder zu viele Worthülsen verwendet. Danach wird der Text auf dem „Bullshit-Index“ (Blödsinns-Index), der von 0 bis 1 reicht, eingeordnet. Besonders hochwertige Texte liegen meist zwischen 0,1 und 0,3 Punkten.»

Dies zu glauben ist zweifelsfrei eine Frage des Intellekts. Die Macherin der Seite, eine Frau Ilse Burisch aus Frankfurt am Main, die sich für Kunst und besonders Glaskunst und Glaskugeln interessiert, suggeriert Kompetenz. Doch weder der Nachweis ihrer Fachkenntnis noch sonstige Germanistikabschlüsse liegen vor. Also Spaßfaktor? Nein, Frau Burisch erklärt: Wie jeder Computeralgorithmus kann auch das BlaBla Meter mal danebenliegen – im Zweifel entscheidet natürlich der Mensch.

Na, da sind wir ja froh, weil der Mensch auch den OB-Kandidat Menschen wählt, liebe Ostsee-Zeitung. Ein schöner Gag, über den man am 1. April sicher auch lachen könnte, aber eben nicht am Nikolaustag.

Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren der OZ nicht noch mehr von solchem medialen Blödsinn zum OB-Wahlkampf auf der Pfanne haben. Bereits die Prognoseumfrage „Wer macht das Rennen?“ und die Rechtsfrage „Darf ein OB Werbung für Alkohol machen?“ haben schwer beeindruckt. Übrigens: Ohne große Not konnte man mit einem Programm, das frei verkäuflich im Internet für 19 EUR zu bekommen war, die Ergebnisse manipulieren.

MVPO Rostock   Ilse Schreier

Der Deutschlehrer informiert: "wieviel" schreibt man traditionell zusammen. Selbstverständlich auch dann, wenn es als "wie viel" in der OZ geschrieben steht. Bei Twitter wäre hier gar ein wertvolles Zeichen an realer Ersparnis möglich gewesen.

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